Achtsames Selbstmitgefühl (Mindful Self Compassion, MSC) ist ein seit den frühen 2000er Jahren von Kristin Neff und Christopher Gerner verbreiteter Ansatz in der Psychotherapie, der darauf abzielt, eine positive Beziehung zu sich selbst aufzubauen. Er basiert auf der Idee, sich selbst mit der gleichen Freundlichkeit und Nachsicht zu behandeln, die man auch anderen Menschen entgegenbringen würde. Das achtsame Selbstmitgefühl kann besonders für Menschen hilfreich sein, die unter Selbstkritik, Perfektionismus oder intensiven, belastenden Gefühlen leiden.
Hier sind einige Schlüsselkonzepte des achtsamen Selbstmitgefühls in der Psychotherapie:
- Selbstmitgefühl entwickeln: Der erste Schritt besteht darin, die Fähigkeit zu entwickeln, sich selbst so zu behandeln, wie man es mit einem guten Freund tun würde. Dies erfordert Achtsamkeit gegenüber den eigenen Gedanken und Gefühlen, um selbstkritische oder abwertende Gedanken zu erkennen und zu stoppen.
- Selbstakzeptanz: Statt sich selbst für vermeintliche Fehler oder Unvollkommenheiten zu verurteilen, ist es wichtig zu lernen, sich selbst anzunehmen, wie man ist. Das bedeutet, sich bewusst zu sein, dass niemand perfekt ist, und sich selbst trotz Schwächen und Makel zu lieben.
- Achtsamkeit: Achtsamkeitspraktiken, wie Meditation und Atemübungen, sind ein wesentlicher Bestandteil des Selbstmitgefühls. Sie helfen dabei, im gegenwärtigen Moment zu sein und sich auf die eigenen Empfindungen und Bedürfnisse zu konzentrieren.
- Selbstvergebung: Selbstmitgefühl beinhaltet auch die Fähigkeit zur Selbstvergebung. Dies bedeutet, sich selbst für Fehler und Versäumnisse zu vergeben und nicht in selbstzerstörerischer Schuld oder Scham gefangen zu sein.
- Mit Schwierigkeiten umgehen: Selbstmitgefühl lehrt, wie man mit schwierigen Emotionen wie Trauer, Wut oder Angst umgeht. Anstatt diese Gefühle zu unterdrücken oder zu verurteilen, ermöglicht Selbstmitgefühl, sie anzuerkennen und auf eine gesunde Weise zu verarbeiten.
In der Therapie arbeitet der Therapeut mit dem Patienten daran, diese Prinzipien in den Alltag zu integrieren. Dies geschieht durch Gespräche, Übungen und Achtsamkeitspraktiken. Der Fokus liegt darauf, dem Patienten Werkzeuge an die Hand zu geben, um selbstmitfühlender mit sich selbst umzugehen und so langfristige positive Veränderungen in seinem Leben zu erreichen. Das kann nur durch regelmäßiges Üben erreicht werden, da die Fähigkeit zum Selbstmitgefühl wie jede andere Fähigkeit erst langsam und schrittweise erlernt werden muss.
Gelingt es uns, eine positive Beziehung zu sich selbst aufzubauen, so stärkt dies unsere eigene Fähigkeit mit schwierigen inneren und äußeren Ereignissen umzugehen. Wir können uns bei Misserfolg und Ablehnung zur Seite stehen, uns trösten und uns motivieren, auch wenn es gerade nicht einfach ist. Auf andere Menschen wirken wir spontaner und herzlicher und es fällt uns leichter, vertrauensvolle und tiefgehende Beziehungen aufzubauen oder aber manchmal auch nur zu akzeptieren, dass andere Menschen nunmal so sind, wie sie sind.